Mit Goethe im Garten

Auf den Spuren von Lady Mary Montague durchwanderten wir Oberitalien und machten in Padua Halt. Ich habe immer die Religion als große Bereicherung empfunden, so auch in Padua.

Eine moderne Interpretation des Hl. Antonius, wie er mit dem Jesuskind „Engele, flieg…“ spielt.

Die Basilika des hl. Antonius mit seiner großartigen Kuppelstruktur und seiner kleinkarierten Reliquienkultur (man hat den guten Heiligen posthum in Stücke gerissen und Zunge, Kiefer, sogar die Stimmbänder einbalsamiert) ist ein Ausgangspunkt, berühmter sind sicherlich die Fresken von Giotto in der Kapelle Scrovegni. Aber uns interessierte nur der Orto Botanico, der älteste Botanische Garten der Welt.

Der Orto Botanico mit der Basilika des heiligen Antonius im Hintergrund.

Es war November und die Gärten Deutschlands und Österreichs sind schon im Winterschlaf. Der große Ehrgeiz des Gartens zu Padua erlaubt keine Pause.

Alle Farben des Herbsts.

Nun denn, von vorne: Der botanische Garten in Padua wurde 1545 eröffnet, um die Wissenschaft der Pharmakologie zu begründen: Welche Pflanze wirkt bei welcher Krankheit? Positiv? Negativ? Schon mal ein Statement, um dem hl. Antonius etwas entgegenzusetzen, denn bislang wirkten ja nur Gebete und reichhaltige Spenden gegen Hinfälligkeit. Die Menschen beschlossen, die Sache selber in die Hand zu nehmen und ein bisschen zu experimentieren und vielleicht auch klüger zu werden. Ich begrüße das. Ich wäre ja gerne eine Lichtgestalt der Aufklärung.

Das Gewächshaus der Goethe-Palme von 1793. Oder so ähnlich. Bei Reliquien wird meistens kräftig gelogen.

So auch Goethe, unsere intellektuelle, aufgeklärte Faust. Er besuchte den botanischen Garten Paduas und analysierte die Fächerpalme. Danach haben die Gärtner ein Gewächshaus um diese Goethe-Palme herum gebaut, die ein bisschen an den Reliquienschrein der Stimmbänder des hl. Antonius erinnert. Lichtgestalten der Aufklärung müssen ja immer mit den Bereicherungen der Religiosität arbeiten.

Der botanische Garten ist eh voll von Artefakten, das macht die Natur erträglicher. Es gibt gute Beschilderungen und Faune und Nymphen.

Der Busen sagt: Eine Nymphe. Das Gesicht: Ein Faun. Jedenfalls schön, zwischen dem Ilex.

Ich habe jetzt, nach dem herbstlichen Ausflug, nur ein Ziel: Im späten Frühling wiederkommen. Wenn die Magnolien explodieren.

Das Heimkommen nach Wien war auch nicht völlig desillusionierend – Doris hatte die schönsten Blumen Wiens in den schönsten Flaschen aufgebahrt…

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