Steirischer Herbst – da stimmt die Chemie.

Ich mag Graz ja sehr. Das Herz blüht auf, wenn man in der südlichen Metropole flaniert und schaut, was der Zufall für einen bereithält. Letzte Woche war Steirischer Herbst, und ich besuchte das Labor von Yoko Shimizu. Sie ist Biochemikerin, hat ein Labor in Tokyo und läßt Bakterien, Pilze, Proteine und Katalysatoren Kunst produzieren. Oben ihre Kristall-Wucherungen, sie nehmen beliebig Farbe auf.

Dieser Garten besteht aus Brokkoli-Jungpflanzen. Da legt Yoko Negative drauf, zum Beispiel von der Mona Lisa. Das Chlorophyll im Brokkoli reagiert darauf – wie Fotopapier. Leider muss man das Blatt danach killen und entchlorophyllieren, damit das Foto bleibt.

An der Wand hinter Yoko hängen so seltsame runde Mushrooms – das ist Nano-Zellulose, produziert von Bakterien. Die feinstfaserige Zellulose, die man sich nur vorstellen kann. Auch hier ist Yoko skrupellos – die fleißigen Bakterien werden nach getaner Arbeit gekillt, die Zellulose getrocknet und zu kleinen Lautsprecher-Membranen umfunktioniert – besagte Pilze. Sehr gut, um experimentelle elektronische Musik zu hören. Mikro-Organismen sind übrigens auch als Graphik-Designer zu gebrauchen: Hier Hefepilze in Petri-Schalen.

Ein kleines Ärgernis gab es dennoch – nach Frau Yoko wollte ich noch in die Neue Galerie, um die Installation von Lothar Baumgarten anzuschauen. Zum Thema Prometheus. Wenn die Biochemiker dauernd die Büchse der Pandora öffnen, dann muss einer doch wieder die Hoffnung auf den Weg schicken. Leider kam ich 5 vor 5 in der Neuen Galerie an und – die haben mich nicht mehr hereingelassen. Am Freitag ist da um fünf Sense. Die Besucher werden auf den Hauptplatz geschickt, um sich steirische Blasmusik um die Ohren schmettern zu lassen. Schon ein bißchen provinziell, diese Öffnungszeiten. Oder ?

 

 

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