Sie schießen aus dem Bühnenboden wie die hungrigen Haifische: 5 junge Männer kraulen energisch hinein in das Stück und kapern es mit ihrem „Sportsgeist“. Sportsgeist – ein Wort, über das Marieluise Fleißer nicht aufhören konnte nachzudenken, von dem sie sich aufgrund seiner Kaltblütigkeit regelrecht angegriffen fühlte.
Die Autorin hatte den Roman „Eine Zierde für den Verein“ nach autobiographischen Motiven bereits 1929 geschrieben, 1972 noch einmal überarbeitet. Ein Stück ist es nicht geworden, meinte die Dramaturgin, sie meinte, es habe sich vehement gegen seine Inszenierung, aber von diesem Ringen spürt der Zuschauer nichts, Lücken werden nicht bemerkt und nicht verschmerzt. Was er sieht? Eine Kurzfassung von Jugend, gefangen zwischen Sehnsucht und Dummheit, erschwert durch die katholische Provinz. Man begegnet aufblühender und verwelkender Liebe, Zärtlichkeit und Gewalt.
Die Berliner Regisseurin Alina Fluck und ihre Dramaturgin Kundry Reif nähern sich der Vorlage mit dem größten Respekt vor Marie-Louise Fleißers Sprache, man versucht ein Konzentrat und das Geschehen auf der Bühne konzentriert sich auf Körperlichkeit und Tempo. Die Bühnenbildnerin arbeitet sparsam, aber mit Theaterzauber – Mikrofone und Monitore helfen dem Zuschauer beim Verstehen der Tour de Force. Hie und da eine Nebelschwade, natürlich. Ein Flugboot mit weißen Schwänen, eine Schiffschaukel, eine Brücke zwischen Mann und Frau? Geschlechter-Kurzweil.
Keine Langeweile, und Fragmente des Verstehens. Eine Zierde für den Verein spielt noch bis 24.04. im BAT Studio-Theater, Berlin.
Mehr Infos: Ernst Busch