Wir haben also Lacoste gefunden, das Chateau der Familie de Sade, im Luberon, dem anstrengenden Gebirge. Wir betraten es durch die Porte de Chevres, das Ziegentor, und bemerkten, dass sich das Schloss Lacoste kaum vom Dorf Lacoste unterschied. Das, was man Schloss nennen konnte,lag ganz oben und war bereits eine Ruine, es gehört Monsieur Pierre Cardin, von dem ich von Michaela ein Kleid hab. Er veranstaltet dort Barock-Konzerte.
Ganz Überflüssigerweise, denn bekanntlich krankt schon die ganze Provence an forcierter Festivalitis.
Vielleicht ist das auch ein EU-Problem, denn Österreich, Deutschland und England kranken auch an forcierter Festivalitis. Wenn man nichts mehr zu feiern hat, beginnt die Festivallitis.
Die Veranstaltungen auf Ruine Lacoste begannen zum Glück erst einen Tag später, wir konnten die Landschaft und die Hitze inhalieren und den Steinen ihre Geschichten ablauschen. Komfortabel und wealthy waren die Leute dort nicht. Die Hitze war grausam und die Berge hoch und Windfänger. Das war die Härte, die ich von den Tirolern kannte und vom Frankenwald, das ist die Härte, die keine Verschwendung erlaubt. B. hat mir mal die Gechichte erzählt, wo er als 12-jähriger einen Swimming-pool graben wollte, und vom liebsten Großvater Ohrfeigen einfing. weil Land verschwenden, das ging trotz aller Liebe dann doch nicht…
Welch eine Leistung vom Marquis, sich dennoch zu verschwenden. Angeblich hat er sich auf Lacoste zurückgezogen, wenn ihm das mozartesk-Barocke vergangen ist. Von dort, von Lacoste, brachte man ihn erst in die Bastille, später nach Charenton. jedesmal muss es deluxe gegen die lacoster Verhältnisse gewesen sein. Aber schreiben kann man überall, auch wenn in Lacoste die Ziegen schreien und man nicht weiß, wie man die Ohren dagegen verschließen soll…
jenseits des Spiegels und des Ziegengeschreies: das Pierre Cardin – Kleid von Michaela hat Erfolg bei Männern. Hier z.B. bei Stani.
hier mit Giorgio. Das Kleid hat der Mann gemacht, der de Sade beerben will. Es wirkt.
und hier das Pierre Cardin-Kleid mit who knows who…???
(Who knows who hat dauernd gefragt, ob er die weißen Knöpfe drücken darf, und ob dann etwas abgeht…)
egal – wo waren wir stehen geblieben? Beim Ziegentor?
Und Karg blieb es weiterhin, karg und schön.
Das sieht man, hoffentlich auch die Hitze.
Der Glockenturm liegt schief. Surreal. Die Surrealisten haben de Sade übrigens sehr verklärt.
Auch wenn er vertikal läutet, haben die Surrealisten de Sade geschätzt. Die Phantasie ist mitunter hilfreicher im Leben als der Realismus.
Zähne zeigen.
morgen mehr.