An einem schönen Sylvesterabend, so heißt es, hat die Sowjetunion aufgehört zu existieren. So sagt es eine Legende. Natürlich handelt es sich dabei um einen typisch russischen Schelmen-Roman, wie wir seit unserem Usbekistan-Besuch wissen.
Die liebe Tochter – hier vor dem Minarett in Buchara – arbeitet ja seit September im Goethe Institut Taschkent. Das Minarett in Buchara ist übrigens im 11. Jahrhundert umgefallen und hat dabei die Medresse zerschlagen. Man hat sie wieder aufgebaut. 200 Jahre später war dann Dschingis Khan in Buchara, und er wollte das Minarett schleifen lassen. Da aber der Wind seinen Hut vom Kopf geweht hat, musste er sich bücken, um den Hut wieder aufzusetzen. Danach hat sich die Zerstörung erübrigt, denn wenn man einmal das Knie gebeugt hat vor einem Minarett, darf man nicht mehr loswüten.
Die Medresse daneben war übrigens zwischen 1940 und 1960 die einzige Koranschule der Sowjet-Union. Wobei wir wieder beim Thema wären. Usbekistan ist also inmitten aller -stans, von Afghanistan bis Taijikistan, ein Hort der Ordnung, des Friedens und einer beispiellosen Polizei-Präsenz. Die stehen auch vor der Oper und kontrollieren dort die Taschen. Ja, die Oper! Ist es nicht herrlich, in einem muslimischen Land ein Opernhaus gibt? Das mindert doch die Allahdiödia ganz beträchtlich. Es wurde zwischen 1939 und 1944 errichtet, u.a. mithilfe japanischer Kriegsgefangener. Architekt war Alexei Shusev, der auch das Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz gebaut hat. Wir sahen den Troubadour in einer schmissigen Aufführung mit hervorragenden Sängern und toller Light Show. Die Karten kosten 5 Eulen und man darf sich aussuchen, wo man sitzen kann.
Die Baukunst – was soll man sagen – ist eine einzige Stalin-Allee. in den 70er Jahren gab es in Taschkent ein Erdbeben, ein Glücksfall für monumentalistisch gesinnte Stadtplaner. Taschki hat soviel Einwohner wie Wein, aber die riesigen 6-spurigen Straßen sind für eine 10x so große Stadt geplant – was angesichts des Bevölkerungswachstums realistisch erscheint. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 23 Jahre. Die U-Bahn ist großartig ausgeschmückt und die Gebäude durchaus abwechslungreich.
Das Goethe Institut haben wir auch besucht. Vor Herrn Steinmeier. Der deutsche Bundespräsident wird im Mai in Taschkent erwartet, er bringt Geld mit und dafür bekommt das Goethe-Institut eine neue Fassade und einen neuen Garten.
Auch hier spürt man eine alte Sowjetische Verbundenheit. Viele ältere Usbeken waren in Leipzig, Halle oder Dresden stationiert gewesen und erinnern sich noch gerne an ihre lustige Militärzeit. Wir trafen allerdings kaum richtige Usbeken, sondern vielmehr Russen. Und Krim-Tartaren. Russen aus Kasachstan, Georgien, Sibirien. Sie sind einfach super in Infrastruktur, ob das nun Straßenbau betrifft oder Netzwerke knüpfen.
Dafür sind die Usbeken gut in Innenarchitektur. Hier ein Beispiel – unser Zimmer im Hochzeitstag-Hotel in Buchara.
Außerdem gibt es herrliche Bazaare, voller Erdbeeren, schöner Keramik, herrlichen Trockenfrüchten. Ich kaufte einen Kurpatcha, eine usbekische Matratze in Pop-Farben, den ich leider dort zurücklassen musste. Die Backwaren sind auch super.
Die uralten Seidenstraßen-Denkmäler sind natürlich großartig. Hier der Ark des Emirs von Buchara.
Hier lebte der Emir von Buchara bis 1920. Die Emire waren verschwendungssüchtig, grausam und ungerecht, deshalb baten die Usbeken die Rote Armee, ihn verjagen zu helfen. Er entkam durch einen unterirdischen Gang und verstarb im Exil in Pakistan. Wir bekamen eine tolle Führung von Maturanten, die auch vom Goethe Institut betreut wurden und eine Menge Geschichten und Legenden von Buchara vortrugen. Hier vor dem Ark führten sie ein kleines Theaterstück auf (auf Deutsch) , und die Seidenstraßen-Touristen blieben ergriffen stehen. Remsey, einer der Maturanten, erzählte auch die Geschichte von Amir Timurs Frau. Sie wurde der Untreue bezichtigt und sollte hingerichtet werden. Übliche Hinrichtungsmethode war damals der Sturz vom großen Minarett – siehe obiges Bild. Der Delinquent bekam einen Sack über den Kopf und wurde dann kopfüber…. Nun gut. Die beschuldigte Gattin bat um einen letzten Gefallen, sie wollte mit all ihren Seidenkleidern in die Tiefe gestürzt werden. Es wurde ihr erlaubt, und siehe da – die Seidenkleider bildeten ein Segel. Der Fallschirm war erfunden und die Dame war gerettet.
Es gäbe noch so viel zu erzählen. Zum Beispiel von den Mahallas. Das sind dorfähnliche Strukturen im Großstadtdschungel von Taschkent. Sie werden selbstverwaltet und jeder kümmert sich um jeden. Eine georgische Architektin namens Ophelia (die Georgier lieben Shakespeare-Vornamen) hat eine Senkrechte Mahalla gebaut, ein Hochhaus mit 4 Dorfplätzen übereinander gestapelt. Den umgeben 2stöckige Maisonetten, jeder Dorfplatz hat einen Garten und auf dem Dach gibt es einen Swimming Pool. Die Fotos sind leider nicht gut geworden, deshalb hier eines von den berühmten usbekischen Wandteppichen, den Suzannis.