Warum trinken Tatort-Kommissare immer Rotwein?

Sonntags schau ich Tatort, mit meinem Bügelbrett. Blut & Bügeln, ich liebe es. Völlig anspruchslos konsumiere ich Münster, Saarbrücken oder (schluck, der ist wirklich schlecht ) Dresden. Egal ob langweilig oder an den Haaren herbeigezogen, ich schaue alle bis zum bitteren Ende. Vor mir selbst rechtfertige ich es mit ethnologischen Konstrukten, die verschiedenen deutschen Stämme, ob Alemannen oder Friesen, besser beurteilen zu können. Doch seit einigen Jahren fällt mir auf, dass alle Tatort-Kommissare unentwegt Rotwein trinken. Beispiel: Am 5. Juni öffnet die Berliner Kommissarin eine Flasche Rotwein. Der Berliner Kommissar trinkt 10 min später mit dem Hauptverdächtigen eine Flasche Rotwein. Am 11. Juni sitzen die beiden grauslichen Dresdner Kommissarinnen bei einem Fläschchen Rotwein. Und letzten Sonntag, am 18 Juni, gönnt sich Borowski, Kommissar zu Kiel, einen Vollrausch, nein, nicht mit Küstennebel oder Bommerlunder, sondern mit mehreren Flaschen Rotwein.

Ich könnte jetzt noch 18 Folgen zurück schauen: Nie habe ich einen Kommissar bei einem Schoppen Weiß sitzen sehen. Nie. Der ganze Tatort: Eine einzige Werbe-Verkaufveranstaltung für Rotwein ! ABER DEUTSCHLAND IST EIN WEISSWEIN-LAND!

Der Riesling von der Mosel, der Silvaner aus Franken, der Müller-Thurgau von der Saar, das ist Deutschland. Der deutsche Gebührenzahler, der mit seinem Obolus den Tatort finanziert, der wird ja hier vollkommen geschmacksverdorben. Und die deutschen Winzer in den Ruin getrieben.

Ich hab mich nicht gescheut, die Problematik in deutschen Kreisen anzusprechen. S. meint, der Deutsche verbinde Gemütlichkeit mit Ballermann und da trinkt man eben Sangria, und der Rotwein im Kommissars-Glas soll Malle bedeuten. Das wäre eine sinnvolle Hypothese. Doch das Elend wird dadurch nicht kleiner. Komplott, Intrige, Skandal: Jeden Sonntag Abend wird die gute deutsche Weißwein-Kultur gemeuchelt, niedergemetzelt, abgeschlachtet.

Was macht jetzt der deutsche Winzer, der auf seinen Riesling-Fässern sitzt? Kippt er den Riesling auf die Äcker? Nun, er hat eine bessere Lösung gefunden: Export. In dem wunderbaren Wiener In-Lokal Just Taste, Stubenring 16, gibt es 28 verschiedene Sorten Piefke-Riesling. Einer heißt sogar so. Und das ist so erfreulich wie Max Baldauf und Freddy Schenk beim Kölsch.

 

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