Ja, es gibt wieder eine Premiere: Wir waren auf dem Oktoberfest. Ich war noch nie in meinem Leben auf dem Oktoberfest. Eine Schande für jemanden, der in Bayern geboren ist. Aber diesmal hatten die Freunde aus München ein Einsehen und nahmen mich mit. Am Sonntag. Zum Endspurt.
Gute Vorbereitung ist alles. Ich packte den pinkfarbenen Quadratmeter Staat ein, den wir schon aus London und Bayreuth kennen. Man kann ja nicht einfach so sich amüsieren fahren. Es muss ja stets immer ein Projekt verfolgt werden. Dann probierte ich noch einmal das Dirndl an – und, Pech gehabt. Das Dirndl ging nicht mehr zu. Noch nicht einmal im Liegen auf dem Bett. Wie schrecklich!
Aber es ging auf nach Minga. Zuerst zur Fischer Vroni.
Hier die drei fröhlichen Zechkumpane. Wir benutzten den Quadratmeter Staat gleich als Tischtuch und, Occupy!!! besetzen einen Drittel Bierzelt-Tisch.
Und ich? Ohne Dirndl? Was hatte ich an? Eine schnöde Jeans? Oh nein, Tracht ist Tracht, und ohne Nieder-Tracht wäre ich da nicht aufgelaufen. Stefan riet mir zum ….
Kimono ! Hier im Schankraum von der Fischer Vroni.
Ja, da kann sich der Lagerfeld anstrengen wie er will: Dirndl, Sari und Kimono, der Welt beste Trachten, sowas hat er noch nicht erfunden. Der Joop Wolfgang auch nicht. Mit Dirndl, Sari und Kinomo ist man immer gut angezogen. Nichts kleidet Damen besser, ob groß oder klein, ob dick oder dünn. Ich bekam Tonnen von Komplimenten. Prost.
Und die Herren? Nun, was soll ich sagen: They made an effort !
Sehen Sie das oben? Knie an Knie? Julia wäre ausgezuckt, was für schöne Beine auf dem Oktoberfest rumlaufen. Kaum ein Herr ohne Hirschlederne! Ausser diesen drei Herren aus Aberdeen.
Mit im Bild: Der UMO-Quadratmeter (United Micro-Art-Nations-Territory)
S. meinte, noch vor 10 Jahren hätten ausschließlich die Kellnerinnen ein Dirndl angehabt. Er war ganz begeistert, wieviel die Oktoberfestbesucher für die Niedertrachtenwirtschaft tun!
In der Zwischenzeit hatten wir auch viel für die Wirtschaft getan (der Binnen-Konsum! ) und stiegen schon auf die Tische.
Ganz unten im Bild: Der UMO-Quadratmeter in Pink. Ganz oben: 3 begeisterte Wiesn-Besucher in Tracht. In München sagt niemand Oktoberfest. Alle sagen Wies’n. Das ist kürzer. Kurz war auch unsere Verweildauer auf dem Tisch, denn sofort kam die Security.
Bank steigen ok. Tisch steigen ganz schlecht.
Security ist ganz wichtig beim größten Volksfest der Welt. Denn wenn die Massen mal außer Rand und Band sind, kriegt man sie ganz schwer wieder unter Kontrolle. Der Gerstensaft ist ja nicht ganz ohne.
Obwohl: Wissen Sie, woher das Reinheitsgebot kommt? In grauer Vorzeit haben die Leute ja alles ins Bier geworfen, was irgendwie zu kriegen war: Stechapfel, Tollkirsche, Pfeffer, etc.
Das hat dann zu tollkühnen Mischungen geführt und zu gigantischen Agressions-Potentialen.
Die Wirtshausschlägereien wollen wir uns gar nicht vorstellen. Um 1517 haben sie dann ein paar kräuterkundige Mönche befragt, bei welcher Mischung es am wenigsten Schlägereien und Revolutionen gibt. Die Antwort: Hopfen. Hopfen, das Opium Mitteleuropas. Sediert und beruhigt. Wer 15 Maß hat, schläft selig ein.
Seitdem kommt in Bayern nur Malz, Hopfen und Wasser ins Bier. Damit die Security weniger zutun hat…
Am Raucherplatz der Fischer Vroni gab es eine Werbung für die Security-Firma namens Pappenberger.
Welch eine Chance wurde da verpasst: Wenn die mich gefragt hätten – ich hätte die Firma Pappenheimer genannt. Eine Security-Firma, die ihre Pappenheimer kennt, die mit Weisheit und Psychologie die Wirtshausschlägereien schlichtet und mit mildem Blick unsereins, uns Lämmchen Liebs, von einem Schotten- und Streithammel unterscheiden kann…. was wäre das für ein Erfolgskonzept!
Also, wir haben uns trotzdem mit der Security sehr gut verstanden. Hier beim Verlassen der Fischer Vroni. Denn wir wollten ja noch zum Schotten- Streit-Hammel.
Hier der halbleere Schottenhammel. Unser Glück war das Regen-Wetter. Denn hätte es nicht kalt und nass gehabt, wäre Tout Munique auf der Wies’n gewesen. So nur die Hälfte.
Also, das kann man jetzt schlecht beschreiben, welch gute Laune da geherrscht hat. Weil ja Campino auf der Wiesn war, wegen einer verlorenen Wette, sangen wir rund 16 mal „An Tagen wie diesen wünsch ich mir Unendlichkeit“.
Wir sangen auch „Skandal um Rosie“, was so etwas wie die Münchener Nationalhymne ist. Wir sangen etwa 134 mal „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ und 12 mal „Ich will ham auf Fürstenfeld“.
Dazwischen sangen wir „Der Kimono ist das neue Dirndl“ und
„Das Kettenkarussell ist der neue Felix Baumgartner“.
Ja, Kettenkarussell sind wir auch noch gefahren. S. hat ausgerechnet, dass 9 Maß Bier plus 3G im Kettenkarussell einen Stratosphärensprung ersetzt. Das müssen wir Felix Baumgartner, dem berühmtesten Österreicher nach Herrn Fritzl, unbedingt mitteilen. Der sitzt jetzt in Rockwell oder wie das heißt auf einem Haufen Verbindlichkeiten und hat sich überhaupt nicht amüsiert. Wir schon….
Wir kommen wieder.